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EMW R 35 |
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(aus Wikipedia):
Die EMW R 35 war ein Motorrad des Eisenacher Motorenwerkes. Die Bayerischen Motorenwerke entwickelten 1937 das Einzylindermotorrad BMW R 35. Dieses hatte einen Einzylinder-Motor mit 340 cm³ Hubraum und 14 PS. Der Motor ähnelt der BMW R 4 mit verkleinerter Zylinderbohrung. Von der BMW R 3 entlehnt waren der Zylinderkopf, der Pressstahlrahmen und die ungedämpfte Teleskopgabel. Die R 35 wurde schon mit Hinblick auf den Einsatz bei Behörden, der Polizei und vor allem beim Militär entwickelt. Sie galt als ausgesprochen robust, zäh und überdurchschnittlich zuverlässig; dennoch wurde 1940 die Produktion eingestellt, da sie den Anforderungen der Wehrmacht nicht mehr genügte. Wegen der Konzentration der Flugzeugmotorenentwicklung in München wurde im Zweiten Weltkrieg die gesamte Motorradfertigung in das Werk nach Eisenach verlegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Eisenacher BMW-Werk erheblich zerstört, die Maschinen waren jedoch rechtzeitig zusammen mit Teilebeständen in den umliegenden Schächten der Kali-Bergwerke eingelagert worden. Darunter befanden sich auch Teilesätze für etwa 1000 BMW R 35, allerdings ohne Rahmen. Das Werk sollte laut Führerbefehl im April 1945 gesprengt werden, um es nicht in die Hände der US-Amerikaner fallen zu lassen, doch am 6. April rückten amerikanische Panzer in Eisenach ein, bevor es zur Sprengung kommen konnte. Am 3. Juli 1945 wurde Eisenach Teil der sowjetischen Besatzungszone. Da die Demontage drohte, führte Albert Seidler (Leiter der Motorradproduktion) Marschall Georgi Schukow eine BMW-321-Limousine vor und tatsächlich verlangte Schukow den Bau von fünf Neuwagen. Auch BMW-Motorräder waren bei den Sowjets hoch angesehen (schon die M72 entstand nach Plänen der BMW R 71), und so wurde befohlen, aus den eingelagerten Teilen Motorräder zu fertigen. 220 Stück „R 35“ konnten zusammengebaut werden, die von den Sowjets erprobt und für gut befunden wurden. Mit dem Befehl Nummer 93 zur „Sicherstellung der Herausbringung der neuen Personenkraftwagen und Motorräder in der Fahrzeug- und Maschinenfabrik Thüringen“ wurde im November 1945 die Produktion zur Reparationsleistung an die Sowjetunion wieder aufgenommen. Gefordert waren jeweils 3000 PKW des Typs „321“ und Motorräder des Typs „R 35“. Durch Verfügung des Landespräsidenten Thüringens waren im September 1945 alle Betriebsanlagen enteignet worden. Entsprechende Widersprüche aus München wurden wie folgt beantwortet: „[die Widersprüche] sind nur zu bewerten als Raubansprüche der auch heute wieder in Westdeutschland in führender Position des deutschen Imperialismus stehenden Monopolherren und Kriegstreiber der BMW-München.“ Am 15. September 1946 wurde das Werk in die Sowjetische Aktiengesellschaft Awtowelo eingegliedert. Die Planwirtschaft hatte begonnen. Der Plan für 1945 legte die Herstellung von 70 Motorrädern fest, tatsächlich gefertigt wurden aber nur 16 Stück. Für die Jahre 1946 bis 1948 liegen keine zuverlässigen Stückzahlen vor. Die Produktion steigerte sich im Folgenden von 4250 Stück im Jahre 1949 auf 13.700 Stück im Jahre 1955. Zuerst wurden nur Behörden und die FDJ-Interessengemeinschaft Motorsport (ab 1952 Gesellschaft für Sport und Technik) mit diesen – immer noch mit dem BMW-Emblem versehenen – Fahrzeugen versorgt; ab 1949 waren sie auch für Privatkunden zu erwerben. Es wurde versucht, auch westeuropäische Märkte zu beliefern. Die BMW-Autos und -Motorräder aus ostdeutscher Produktion waren BMW in München ein Dorn im Auge (deren eigene Produktion lief zudem erst schleppend an), sodass es zum Rechtsstreit kam. Mit dem Urteil des Landgerichtes Düsseldorf vom 17. November 1950 drohten Beschlagnahmungen den Devisenverkehr zu gefährden, falls in Eisenach weiter unter dem Namen BMW produziert würde. Aus BMW wurde daher EMW: Eisenacher Motorenwerk; aus dem weißblauen Propeller wurde ein weißrotes Firmenemblem. 1951 wurde das Werk dann als volkseigener Betrieb dem IFA-Verbund angegliedert, bis dahin hatten bereits 17.000 Fahrzeuge das Werk verlassen. 1953 erhielt das Werk den neuen Namen VEB Automobilwerk Eisenach. Im Jahr 1952 wurde die jetzt als EMW R 35 bezeichnete Maschine erstmals entscheidend modifiziert, sie erhielt eine hydraulisch gedämpfte Teleskopgabel (Ölstoßdämpfer) mit Schutzrohr statt Manschette und Fußschaltung. Sie lief jetzt unter der Bezeichnung R 35/2. Schon 1953 folgte die „R 35/3“ mit einer Geradeweg-Hinterradfederung und diversen kleineren Veränderungen. EMW als Markenzeichen endete mit der Fertigungseinstellung der PKW-Typen 327 und 340/2 sowie des Motorrades R35/3 im Jahre 1955. In Eisenach ging kein Viertakter mehr vom Band, der Zweitakter galt als sparsam, leicht und leistungsfähig. Die Motorradproduktion wurde gänzlich geopfert, denn bereits seit 1950 wurde im thüringischen Suhl die AWO 425 produziert. So ergab sich die Möglichkeit, sich auch von der ungeliebten BMW-Vergangenheit zu lösen. Insgesamt sollen zwischen 1945 und 1951 etwa 26.000 Stück der R 35 und 1952 etwa 8.000 Stück der R 35/2 sowie zwischen 1952 und 1955 etwa 66.000 Stück der R 35/3 hergestellt worden sein, die Quellenangaben sind in dieser Hinsicht aber widersprüchlich. |
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